Interview: Vom FSJ’ler zum Controller

 

Konstantin Langner ist am 26.10.1988 in Kyritz in der Nähe von Berlin geboren. Aufgewachsen und zur Grundschule gegangen ist er in Niederkassel am Rhein. Der 27-Jährige ist heute Controller beim ASB Bonn/Rhein-Sieg/Eifel e.V. und arbeitet in der Zentrale in Troisdorf. Begonnen hat aber alles mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ).

Wie kamen Sie auf die Idee, ein FSJ zu machen?
Nach dem Abitur auf dem Collegium Josephinum in Bonn, wusste ich zwar, dass ich studieren wollte, aber nicht genau wo und was. Ich tendierte in Richtung Betriebswirtschaft, aber auch Psychologie – ich war einfach unsicher, wohin die Reise gehen sollte. Da ich ausgemustert worden war, konnte ich mich nicht für den Zivildienst entscheiden, aber eine soziale Aufgabe erschien mit sinnvoll. Ich wollte auf jeden Fall etwas Sinnvolles machen, um die Zeit zu überbrücken, in der ich mich orientierte.

Warum haben Sie das FSJ beim ASB Bonn/Rhein-Sieg/Eifel e. V. gemacht?
Als ich mich zum FSJ erkundigte, lief mir der ASB als Erster über den Weg, sozusagen. Der ASB ist ein großer Anbieter im Bereich des FSJ, gerade hier im Rhein-Sieg-Kreis. Ausschlaggebend für mich war, dass der ASB sehr viele Informationen über das FSJ und seine Inhalte bereitgestellt hat.

Was war Ihre Aufgabe während des FSJ?
Mein Hauptaufgabenfeld war die Schulbegleitung. Ich habe einen zwölfjährigen Jungen mit Autismus, der nicht sprechen konnte, jeden Tag in der Schule bei allen Tätigkeiten unterstützt. Er ging in eine Förderschule und brauchte permanent meine Hilfe, bei vielen Dingen musste ich ihn Wort wörtlich an die Hand nehmen. Zum Beispiel im Musikunterricht, wenn zum Beispiel die Trommel geschlagen werden sollte. Ich habe es ihm vorgemacht und dann hat er mitgemacht. Er besaß einen Sprachcomputer, dessen Benutzung wir zusammen geübt haben. Damit konnte er dann Wünsche äußern, etwa, dass er etwas essen will oder solche Dinge.

Was hat Ihnen im FSJ am meisten bedeutet?
Die Verantwortung für einen Menschen zu übernehmen. Das kannte ich vorher noch nicht. Es war ungewohnt, aber ein gutes Gefühl. Für mich bleibt es als intensive Zeit in Erinnerung. Ich konnte die Entwicklung des Jungen miterleben, wir haben eine Beziehung aufgebaut. Es war toll zu merken, dass er mich als Bezugsperson betrachtete, wenn er beispielsweise auf mich zugelaufen kam. Klar, es gab auch schwierige Momente. Jemanden zur Toilette zu begleiten, war ich nicht gewöhnt. Aber auch das geht, meist sogar besser als man vorher denkt.

Was hat Ihnen am besten am FSJ gefallen?
Zum einen das Zusammensein mit dem Jungen. Zum anderen aber auch die FSJ-Gruppen, in denen wir beim ASB waren. Teilweise waren da auch Klassenkameraden von mir dabei. Wir hatten sehr viel Spaß zusammen. Aber wir sind auch mit Themen in Berührung gekommen, die wir von der Schule oder auch aus unserem sonstigen Leben nicht kannten. So sind wir zum Beispiel „blind“ durch Bonn gegangen, um mal selbst zu erfahren, wie sich das anfühlt. Die Menschen und die neuen Erfahrungen.

Würden Sie heute jungen Leuten empfehlen, vor der Ausbildung oder dem Studium ein FSJ zu machen?
Ja, auf jeden Fall. Ich kann nur sagen, es verändert den Blick auf viele Dinge. Man erlebt einiges, was man so vielleicht sonst nicht erleben würde. Heute sehe ich zum Beispiel Kinder mit Downsyndrom nicht mehr mitleidig an, weil ich in der Förderschule erlebt habe, wie fröhlich sie sind und wie viel sie fertigbringen. Das sind Erfahrungen, die man wahrscheinlich im späteren Berufsleben nicht mehr machen kann.

Wie kam es dazu, dass Sie im Anschluss an das FSJ ein duales Studium beim ASB gemacht haben?
Zunächst mal war ich ehrlich gesagt überrascht, dass der ASB überhaupt duale Studiengänge anbietet. Als mich Leute vom ASB darüber informierten, fand ich den betriebswirtschaftlichen Studiengang mit dem Schwerpunkt auf das Gesundheitswesen sofort interessant. Ich hatte die Möglichkeit Geld zu verdienen, etwas zu machen, das in meiner angepeilten Richtung lag, studieren und das Gelernte gleich im Unternehmen praktisch einsetzen. Das passte für mich. Da fiel die Entscheidung leicht und ich war froh, als der Übergang zum Studium so reibungslos funktioniert hat.

Warum sind Sie nach dem Studium beim ASB geblieben?
Der ASB hat mir direkt nach Beendigung des Studiums einen Job angeboten. Das war natürlich toll. Denn ich wusste, was mich erwartet, kannte ich doch sowohl das Unternehmen als auch die Abteilung, wo ich arbeiten würde. Außerdem investiert der ASB in seine Mitarbeiter und so hatte ich die Möglichkeit, mich fachlich zum Controller weiterzubilden. Zum Ende dieses Jahres werde ich berufsbegleitend den Master im Bereich „Finance and Accounting“ (Finanzbuchhaltung und Rechnungswesen) beginnen, um mir noch weiteres Wissen anzueignen.

 

Im Rückblick: Würden Sie sagen, dass das FSJ mitentscheidend für Ihre heutige Berufstätigkeit war?
Für mich war das FSJ der Einstieg in mein Berufsleben. Ich habe mich zwar fachlich in eine andere Richtung entwickelt, trotzdem bleiben durch den ASB viele Schnittstellen in den sozialen Bereich bestehen. Und meine Einblicke in die operativen Bereiche helfen in meiner heutigen Tätigkeit.